Fluchtgeschichten

Wir sammeln Fluchtberichte, Tagebücher, Briefe, Fotos und andere Dokumente. In den letzten Jahren haben wir bereits über 800 unveröffentlichte Fluchtberichte und lebensgeschichtliche Erinnerungen aus privater Hand erhalten. Diese stehen Ihnen in unserem Lesesaal zur Verfügung. Überdies sind die wichtigen Zeugnisse von Flucht und Vertreibung damit dauerhaft bewahrt.
Haben auch Sie oder jemand aus Ihrer Familie Flucht oder Vertreibung erlebt? Teilen Sie Ihre Geschichte mit uns.

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Fluchtgeschichten Nowrath 1
Heidi Nowrath steht 1943 mit elf Jahren vor dem Haus ihrer Großmutter in Obernigk bei Breslau, nachdem sie, ihr Bruder und ihre Mutter nach den Bombardierungen Berlin verlassen mussten.© SFVV, Schenkung: Heidi Huffmann

Heidi und Christa Nowrath

Heidi Nowrath lebt bis zu den Bombardierungen im März 1943 mit ihrer Familie in Berlin. Sie, ihre Mutter Christa und ihr Bruder Horst ziehen nach der Zerstörung ihrer Wohnung zur Großmutter in Obernigk bei Breslau. Dabei erhalten sie aus der Ferne Unterstützung des Vaters, der Leiter des Bekleidungsamts der Luftwaffe ist. Im Februar 1945 fliehen Mutter und Tochter auf unterschiedlichen Wegen vor den sowjetischen Truppen aus Schlesien. Heidi Nowrath fährt mit der Bahn nach Berlin und trifft dort ihre Eltern wieder. Aufgrund erneuter Bombardierungen kommen sie nach Dresden, wo sie das gleiche Schicksal ereilt. In einem Notquartier kommt die Familie nur bis Anfang Mai unter. Danach irren sie perspektivlos umher, bis sie wenig später bei einem Onkel in Dresden Zuflucht finden. Heidi Nowrath wird nach Ende des Krieges von der Organisation „Aktion Storch“ mit anderen unterernährten Kindern aus Berlin nach Ostfriesland gebracht. Heute lebt sie in der Nähe von Göttingen.

Astrid Paetsch fuhr im Alter von neun Jahren mit dem Frachtschiff Robert Möhring von Riga, wo sie seit 1941 wegen der Arbeit des Vaters lebte, nach Danzig. Im Anschluss flohen sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zurück in ihre Heimat nach Fraustadt.
Astrid Paetsch fuhr im Alter von neun Jahren mit dem Frachtschiff Robert Möhring von Riga, wo sie seit 1941 wegen der Arbeit des Vaters lebte, nach Danzig. Im Anschluss flohen sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zurück in ihre Heimat nach Fraustadt.© SFVV, Schenkung: Astrid Rogalski

Astrid Paetsch

Als der Vater 1941 als leitender Arzt in die deutsche Klinik nach Riga berufen wird, zieht die gesamte Familie Paetsch aus Niederschlesien mit ihm und kann sich dort ein privilegiertes Leben aufbauen. 1944 folgt die Flucht über die Ostsee nach Danzig, welche sie mit Hilfe eines Frachtschiffes bestreiten. Wenig später kehrt die schwangere Mutter mit ihren zwei Töchtern nach Fraustadt zurück, bis die sowjetische Armee immer näher rückt. Aus diesem Grund fliehen sie über Primkenau bis nach Zwickau, wo der Bruder Rudolf Heinz geboren wird. Bis zum Ende des Krieges verweilen sie dort und fliehen Ende 1945 nach Groß Bülten in Niedersachsen. Nachdem der Vater aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen wird, bauen sie sich ein neues Leben in Salzgitter-Watenstedt auf, wo sie eine ehemalige SS-Aufseherbaracke zu einem Wohnhaus mit integrierter Arztpraxis umbauen.

Thea Petereit berichtet im Jahr 1946 Charlotte Stöllger, der Schwester ihres Mannes, die sie durch das DRK wiederfand, von ihren aktuellen Lebensumständen. Sie schreibt ihr, dass die Familie ihren Mann Max vermisst, von dem sich nicht wissen, dass er zu diesem Zeitpunkt schon verstorben ist.
Thea Petereit berichtet im Jahr 1946 Charlotte Stöllger, der Schwester ihres Mannes, die sie durch das DRK wiederfand, von ihren aktuellen Lebensumständen. Sie schreibt ihr, dass die Familie ihren Mann Max vermisst, von dem sich nicht wissen, dass er zu diesem Zeitpunkt schon verstorben ist.© SFVV, Schenkung: Familie Petereit

Thea Petereit und Charlotte Stöllger

Thea Petereit und Charlotte Stöllger waren Schwägerinnen und stammten beide aus Juschka-Budwethen im Memelland. Ende September 1944 floh die schwangere Thea Petereit mit ihren fünf Kindern. Sie liefen zu Fuß nach Königsberg-Rothenstein, setzten dann mit zwei Schiffen nach Pillau und anschließend nach Danzig über und fuhren von dort aus mit dem Zug nach Gdingen, das damals Gotenhafen genannt wurde. Die Fahrt nach Warnemünde erfolgte erneut mit einem Schiff, bis sie dann schlussendlich in Niedersachsen eintraf, wo im April 1945 ihr Sohn zur Welt kam. Ihre Schwägerin Charlotte Stöllger floh im Oktober 1944. Sie verfolgte einem ähnlichen Weg über Königsberg sowie Pillau und gelangte dann in Kopenhagen in verschiedene Flüchtlingslager. Anschließend floh sie nach Schleswig-Holstein. Ihr Mann fiel im Krieg und der Kontakt zu ihrer Schwägerin und ihrem Bruder setzte erst ein, als dieser schon schwer krank war. Vor seinem Tod erfolgte zwar kein Wiedersehen, jedoch gab es einen regen Briefkontakt.

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