Der Treck – Fotografien von Flucht und Vertreibung im historischen Kontext

Die Sonderausstellung „Der Treck – Fotografien einer Flucht 1945“ dokumentiert die Flucht eines Trecks mit 350 Menschen aus Lübchen (heute Lubów) in Niederschlesien im Januar 1945, die im Januar 1945 vor der heranrückenden Roten Armee flüchteten.
Fotografien prägen unser Bild von Flucht und Vertreibung. Doch wer macht diese Aufnahmen – und mit welchem Ziel? Welche Narrative vermitteln die Bilder? Welchen Einfluss haben sie auf unsere Erinnerungskultur?
Kein anderer Flüchtlingstreck des Jahres 1945 ist so umfassend dokumentiert – denn das Fotografieren während der Flucht war offiziell verboten. Die rund 140 Aufnahmen stammen vom professionellen Fotografen Hanns Tschira und seiner Assistentin Martha Maria Schmackeit. Tschiras Agentur „Tschira’s Bilderdienst/Eurofot“ arbeitete ab 1943 im Auftrag des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda – er verfügte daher über besondere Befugnisse.
Die Fotografien geben Einblick in die Lebensumstände während der Flucht: zu Fuß und mit Pferdewagen, mitten im Winter, mit wenigen Habseligkeiten. Sie werfen Fragen auf: wer flüchtete, wer entschied über Route und Zeitpunkt, welche Rolle spielten Zwangsarbeiter? Wie war die Versorgung organisiert? Auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Fluchterfahrungen werden thematisiert: Der hier gezeigte Treck kam vergleichsweise glimpflich davon – andere endeten dramatisch.
Ausgewählte Fotografien aus der Sonderausstellung bieten Anlass zur gemeinsamen Betrachtung: Welche Motive hat Hanns Tschira gewählt? Inwiefern lassen sich universelle Fluchterfahrungen erkennen? Was zeigen die Bilder nicht?
Zur Einordnung der Bildnarrative im historischen Kontext werden ergänzend Aufnahmen aus der Ständigen Ausstellung hinzugezogen. So lassen sich Perspektiven und Leerstellen besser fassen – ebenso wie die Frage, wie solche Fotografien unsere Sehgewohnheiten und Vorstellungen von Flucht bis heute prägen. Im Zentrum stehen sowohl die Erfahrungen der Flüchtlinge als auch die Rolle von Fotografie in historischer Überlieferung und Erinnerungskultur.
Führung:
- Für Gruppen bis 20 Personen
- Dauer: 75 Minuten
- Sprache: Deutsch, Englisch
- Preis: pauschal 70 Euro (ermäßigt 35 Euro für eingetragene Vereine), Eintritt frei
- Buchbar: Dienstag, Donnerstag und Freitag ab 10:15 bis 15:30 (letztmöglicher Beginn), mittwochs 10:30 – 14:30 (letztmöglicher Beginn)