Die Familie Rohrmoser stammt aus Königsberg, der Hauptstadt des ehemaligen Ostpreußens. Paul Rohrmoser kauft dort in den 1930er Jahren das Haus Ilse, ein schönes Anwesen in der Bartensteiner Straße. In diesem Haus leben Paul und Margarete Rohrmoser mit ihren beiden Kindern Helgard und Bernd, im oberen Stockwerk. Es ist ein Zuhause, das die Geborgenheit einer glücklichen Familie symbolisiert.
Der letzte Zug nach Berlin
Doch mit dem Beginn der sowjetischen Großoffensive im Januar 1945 ändert sich das Leben der Familie dramatisch. In letzter Minute gelingt es Margarete Rohrmoser am 22. Januar 1945, mit ihren beiden Kindern das von Krieg und Zerstörung bedrohte Königsberg zu verlassen. Sie fahren mit einem der letzten Züge Richtung Westen und erreichten schließlich Elbing.
Von dort aus setzen sie ihre Reise auf einem Lkw der Wehrmacht fort und kommen bis Dirschau an der Weichsel. Dort nehmen sie einen der letzten Züge, der sie nach Berlin bringt. Am 26. Januar 1945 treffen sie in Berlin ein, wo sie bei Verwandten unterkommen. Die Familie erreicht schließlich Göttingen in Niedersachsen, wo sie Paul Rohrmoser wiedersehen. Er hatte am 28. Januar 1945 auf einer langen Odyssee ebenfalls Königsberg verlassen können.
Neuanfang und Versöhnung
Die Familie hat ihre ostpreußische Heimat verloren, und der Schmerz über diesen Verlust sitzt tief. Die Familie bewahrt die Schlüssel zu ihrem Haus in Königsberg als wertvolle Erinnerung auf. Sie stehen als Symbol für die verlorene Heimat und die schmerzliche Vergangenheit, die hinter ihnen verschlossen ist. Doch es sind auch diese Schlüssel, die für eine wichtige Erkenntnis standen: Nur durch Versöhnung mit den östlichen Nachbarn könnten die Wunden des Krieges geheilt werden.
Paul Rohrmoser unterstützt deshalb schon früh die neue Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt. Seine Bereitschaft zur Versöhnung wird von führenden Politikern, wie etwa dem niedersächsischen Kultusminister Peter von Oertzen, sehr geschätzt. Diese politischen Schreiben aus dem Jahr 1972 verdeutlichen, wie wichtig sein Beitrag als Vertriebener ist, der alles verloren hat, aber trotzdem auf eine friedliche Zukunft hofft.
Heute sind die Königsberger Schlüssel, die die Familie Rohrmoser über all die Jahre aufbewahrt hat, ein bedeutendes Symbol. Sie sind Teil der Dauerausstellung im Dokumentationszentrum, wo sie die Geschichte der Familie und ihr Engagement für Versöhnung erzählen.