Die Flucht und Vertreibung von Anna Buttkus (Ostpreußen 1945-1948)
Anna Buttkus, geb. Schmidt, schreibt zwischen 1947 und 1948 in ihrem Tagebuch über ihr Familienleben und über die kurze Flucht nach Westpreußen und ihre Rückkehr nach Ostpreußen, wo sie als einzige Überlebende ihrer Familie alleine verbleibt. 1947 wird sie auf eine Kolchose bei Königsberg, das inzwischen Kaliningrad heißt, deportiert. Dort arbeitet sie als Haushälterin und Landarbeiterin. In dieser Zeit schreibt sie in ihr Tagebuch, ein altes Geschenk aus dem Jahre 1910, hält darin ihre intimsten Gedanken fest. Da sie in den Jahren 1941 bis 1945 sowohl ihre Eltern, beide Söhne und zuletzt noch ihren Mann verloren hat, drehen sich die Tagebucheinträge um ihre Trauer und ihren Weg, den Schmerz zu akzeptieren. Nach knapp anderthalb Jahren auf der Kolchose wird sie nach Deutschland ausgesiedelt und zieht zu ihrer Schwester Berta, ihre letzte engere Verwandte. Mit ihrer Ankunft in Deutschland endet nicht nur ihre Flucht- und Vertreibungsgeschichte, sondern auch ihr Tagebuch. Sie lebt von 1948 bis 1982 im Kreis Nienburg / Weser in Niedersachsen und stirbt dort am Ende eines verlustreichen Lebens im Alter von fast 89 Jahren.
Als Teil ihrer Geschichte und ihres Tagebuches soll besonders ein Gedicht hervorgehoben werden, welches die damals 54-Jährige im Oktober 1947 schreibt, mit den ersten Zeilen „Die Kraniche ziehen klagend heimwärts“. In diesem Gedicht verarbeitet sie Themen wie Abschied und Verlust. Geschrieben wird es auf der Kolchose, als Anna Buttkus allein und fremd in der eigenen Heimat Ostpreußen ist. Es stellt einen besonderen Einblick in das Empfinden einer Frau nach der Flucht und vor der Vertreibung aus der Heimat dar.
2025 übergibt ihre Nichte das Tagebuch und andere Unterlagen dem Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung.