Event

Trauma – Erinnerung – Mahnung. Sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten

Wednesday, November 05, 2025, 9:15 AM – 7:30 PM, Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung
© Mirco Kurkereit

Sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten ist ein globales Phänomen. Sie hat verheerende Auswirkungen für Opfer und Überlebende, verursacht Traumata, zerstört Familien und beschädigt soziale Gefüge über Generationen. In lange zurückliegenden Konflikten wurde sexuelle Gewalt kaum dokumentiert oder stark marginalisiert. Inzwischen sind solche Taten nach internationalem Recht strafbar. Und doch gilt für die meisten Überlebenden, dass ihre Stimmen zu wenig gehört werden.

Ziel der Tagung ist es, den interdisziplinären Forschungsstand zu bilanzieren. Ausgewiesene internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler greifen das Thema mit unterschiedlichen geografischen, regionalen und zeitlichen Perspektiven auf und fragen, wie sexuelle Gewalt in Kriegen in unterschiedlichen Erinnerungskulturen verortet ist.

 

PROGRAMM

9.15 - 9.30 Uhr

Begrüßung

Dr. Christin Pschichholz, Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

 

9.30 - 11.00 Uhr

Panel 1: Sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten: Formen, Erklärungen und Sichtbarmachung

Chair: Dr. Claudia Kemper, LWL-Institut für westfälische Regionalschichte Münster

 

Dr. Regina Mühlhäuser, Hamburger Institut für Sozialforschung:

Skandalisierung und Tabuisierung. Wie verstehen wir Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt in bewaffneten Konflikten?

Prof. em. Dr. Rolf Pohl, Gottfried Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover:

Sexuelle Gewalt im Zivilleben und im Krieg. Über Geschlecht, Sexismus und destruktive Sexualität in männlich dominierten Gesellschaften

Helen Upcraft, Imperial War Museum, London:

Unsilenced: An Exhibition about Sexual Violence

Gespräch

 

11.00 - 11.15 Uhr

Pause

 

11.15-12.45 Uhr

Panel 2: Wann dürfen Überlebende sprechen? Perspektiven im Kontext des Zweiten Weltkrieges

Chair: Prof. Dr. Sebastian Conrad, Freie Universität Berlin

 

Dr. Sachiyo Tsukamoto, University of Newcastle (AUS):

“Comfort Women”: From Personal Trauma to Collective Integrity

Dr. Insa Eschebach, Freie Universität Berlin:

Formen sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg: Wehrmacht, SS, Rote Armee

Prof. Dr. Maren Röger, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)/ Universität Leipzig:

Lautes Sprechen, beredtes Schweigen: Über sexuelle Kriegsgewalt der Roten Armee und den vergleichenden Umgang nach 1945

Gespräch

 

12.45 - 14.30 Uhr

Mittagspause

 

14.30 - 16.00 Uhr

Panel 3: Ruanda und Bosnien: Die langen Schatten der Gewalt

Chair: Dr. Sabine Rutar, Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg

 

Dr. Jennie E. Burnet, Georgia State University, USA:

From Solidarity to Abandonment: How International Activism Tokenized Rwandan Genocide Sexual Violence Survivors

Dr. Monika Hauser, medica mondiale e.V.:

Kriegswaffe oder patriarchales Kontinuum? Dimensionen sexualisierter Kriegsgewalt - Erfahrungen von medica mondiale seit Bosnien und Herzegowina

Prof. Dr. Heide Glaesmer, Universität Leipzig:

Kinder des Krieges – verschwiegene Herkunft und intergenerationale Folgen

Gespräch

 

16.00 - 16.15 Uhr

Pause

 

16.15 - 17.45 Uhr

Panel 4: Aktuelle Konflikte und neue Dimensionen sexualisierter Gewalt

Chair: Dr. Alex Kay, Universität Potsdam

 

Dr. Alexander Schwarz, European Center for Constitutional and Human Rights e.V.:

Geschlechtsbezogene Gewalt an Jesidinnen und die Rolle der internationalen Strafjustiz

Dr. Sabine Fischer, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin:

Der Krieg Russlands in der Ukraine: Sexuelle Gewalt gegen Männer und Frauen

 

Prof. Dr. Ruth Halperin-Kaddari, Bar-Ilan-Universität, Ramat Gan:

Accountability for Conflict Related Sexual Violence: October 7 as a Case-Study

Gespräch

 

17.45 - 18.00 Uhr

Pause

 

18.00 - 19.30 Uhr

Podiumsgespräch

In der abschließenden Podiumsdiskussion wird gefragt, wie sich sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten in das Geschichtsbewusstsein und die Erinnerungsarbeit einbeziehen lassen. Welche Bedeutung können dabei visuelle Formen der Erinnerung einnehmen? Und was ist nötig, um das Thema nicht als „Frauenthema“, sondern als gesamtgesellschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderung zu begreifen?

Podiumsgäste:

Dr. Monika Hauser, medica mondiale e.V.

Dr. Regina Mühlhäuser, Hamburger Institut für Sozialforschung

Düzen Tekkal, HÁWAR.help

Dr. Maria Werthan, Ehrenpräsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen e.V.

Moderation: Prof. Dr. Kerstin von Lingen, Universität Wien

 

WEITERE HINWEISE

Einlasszeit: 09.00 Uhr

Sprache: Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Es wird Simultanübersetzung angeboten.

EINTRITT FREI

MIT ANMELDUNG

Flyer der Fachtagung

 

 

AUSSTELLUNG (04. - 06.06.11): ROJDA – im Licht der Erinnerung

ROJDA – im Licht der Erinnerung ist eine multimediale Reise durch das jesidische Gedächtnis, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet und die Stimmen derjenigen sichtbar macht, die ihre Geschichte erzählen. Die Ausstellung ist Teil des Yazidi Community Archive von HÁWAR.help. Sie dokumentiert die Lebensrealitäten, Erinnerungen und Perspektiven der jesidischen Gemeinschaft – erzählt von ihnen selbst. Fotografien, persönliche Gegenstände und audiovisuelle Zeugnisse zeigen das jesidische Leben vor, während und nach dem Genozid 2014 – und geben Einblicke in eine Kultur, die trotz systematischer Vernichtung fortbesteht. Ein besonderer Fokus liegt auf der aktiven Beteiligung der Gemeinschaft: Jesidische Frauen präsentieren ihre eigenen fotografischen Werke, die ihren Alltag in den Binnengeflüchtetencamps Sharya und Qadia aus ihrer persönlichen Perspektive dokumentieren. Als Zeitzeuginnen ihrer eigenen Geschichte werden sie so Akteurinnen des Wandels.

ROJDA – die aufgehende Sonne – ein Symbol für Hoffnung, Neuanfang und den wiederkehrenden Tag: Sie wirft ein Licht auf das, was oft im Dunkeln bleibt: die Geschichten und das kulturelle Erbe der Jesid:innen – bedroht, aber nicht gebrochen. ROJDA bewahrt und erhält die Zeugnisse jesidischen Lebens für kommende Generationen – als Akt der Erinnerung, des Widerstands und der kulturellen Selbstbehauptung.

Mit dem Archivprojekt und dieser Ausstellung eröffnet HÁWAR.help einen Möglichkeits- und Resonanzraum; für die Geschichten, Erinnerungen und die Widerstandskraft der jesidischen Gemeinschaft. Dies ist ein weiterer Schritt heraus aus dem langen Schatten des Genozids hin zu einer Zukunft des Bewahrens und Gedenkens.

Das Yazidi Community Archive wurde mit der Unterstützung des Auswärtigen Amts umgesetzt und in Zusammenarbeit mit elbarlament.

 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Frauenverband im Bund der Vertriebenen e.V. und HÁWAR help e.V. statt.

Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Senat von Berlin und den Bezirk Mitte