Fachtagung: Trauma – Erinnerung – Mahnung. Sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten

Sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten ist ein globales Phänomen. Sie hat verheerende Auswirkungen für Opfer und Überlebende, verursacht Traumata, zerstört Familien und beschädigt soziale Gefüge über Generationen. In lange zurückliegenden Konflikten wurde sexuelle Gewalt kaum dokumentiert oder stark marginalisiert. Inzwischen sind solche Taten nach internationalem Recht strafbar. Und doch gilt für die meisten Überlebenden, dass ihre Stimmen zu wenig gehört werden.
Ziel der Tagung ist es, den interdisziplinären Forschungsstand zu bilanzieren. Ausgewiesene internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler greifen das Thema mit unterschiedlichen geografischen, regionalen und zeitlichen Perspektiven auf und fragen, wie sexuelle Gewalt in Kriegen in unterschiedlichen Erinnerungskulturen verortet ist.
PROGRAMM
9.15 - 9.30 Uhr
Begrüßung
Dr. Christin Pschichholz, Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung
9.30 - 11.00 Uhr
Panel 1: Sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten: Formen, Erklärungen und Sichtbarmachung
Chair: Dr. Claudia Kemper, LWL-Institut für westfälische Regionalschichte Münster
PD Dr. Regina Mühlhäuser, Hamburger Institut für Sozialforschung:
Militär, Körper, Politik. Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten und Vergewaltigung als Kriegswaffe
Prof. em. Dr. Rolf Pohl, Gottfried Wilhelm-Leibniz-Universität Hannover:
Sexuelle Gewalt im Zivilleben und im Krieg. Über Geschlecht, Sexismus und destruktive Sexualität in männlich dominierten Gesellschaften
Helen Upcraft, Imperial War Museum, London:
Unsilenced: An Exhibition about Sexual Violence
Gespräch
11.00 - 11.15 Uhr
Pause
11.15-12.45 Uhr
Panel 2: Wann dürfen Überlebende sprechen? Perspektiven im Kontext des Zweiten Weltkrieges
Chair: Prof. Dr. Sebastian Conrad, Freie Universität Berlin
Dr. Sachiyo Tsukamoto, University of Newcastle (AUS):
The Politics of Trauma and Integrity. Stories of Japanese “Comfort Women”
Dr. Insa Eschebach, Freie Universität Berlin:
Formen sexueller Gewalt im Zweiten Weltkrieg: Wehrmacht, SS, Rote Armee
Prof. Dr. Maren Röger, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)/ Universität Leipzig:
Lautes Sprechen, beredtes Schweigen: Über sexuelle Kriegsgewalt der Roten Armee und den vergleichenden Umgang nach 1945
Gespräch
12.45 - 14.30 Uhr
Mittagspause
14.30 - 16.00 Uhr
Panel 3: Ruanda und Bosnien: Die langen Schatten der Gewalt
Chair: Dr. Sabine Rutar, Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg
Dr. Jennie E. Burnet, Georgia State University, USA:
From Solidarity to Abandonment: How International Activism Tokenized Rwandan Genocide Sexual Violence Survivors
Dr. Monika Hauser, medica mondiale e.V.:
Kriegswaffe oder patriarchales Kontinuum? Dimensionen sexualisierter Kriegsgewalt - Erfahrungen von medica mondiale seit Bosnien und Herzegowina
Prof. Dr. Heide Glaesmer, Universität Leipzig:
Kinder des Krieges – verschwiegene Herkunft und intergenerationale Folgen
Gespräch
16.00 - 16.15 Uhr
Pause
Panel 4: Aktuelle Konflikte und neue Dimensionen sexualisierter Gewalt
Chair: Dr. Alex Kay, Universität Potsdam
Prof. Dr. Ruth Halperin-Kaddari, Bar-Ilan-Universität, Ramat Gan:
Accountability for Conflict Related Sexual Violence: October 7 as a Case-Study
Dr. Alexander Schwarz, European Center for Constitutional and Human Rights e.V.:
Geschlechtsbezogene Gewalt an Jesidinnen und die Rolle der internationalen Strafjustiz
Dr. Sabine Fischer, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin:
Der Krieg Russlands in der Ukraine: Sexuelle Gewalt gegen Männer und Frauen
Gespräch
17.45 - 18.00 Uhr
Pause
18.00 - 19.30 Uhr
Podiumsgespräch
In der abschließenden Podiumsdiskussion wird gefragt, wie sich sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten in das Geschichtsbewusstsein und die Erinnerungsarbeit einbeziehen lassen. Welche Bedeutung können dabei visuelle Formen der Erinnerung einnehmen? Und was ist nötig, um das Thema nicht als „Frauenthema“, sondern als gesamtgesellschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderung zu begreifen?
Podiumsgäste:
Reem Alabali-Radovan, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (angefragt)
Serap Güler, Staatssekretärin im Auswärtigen Amt
Düzen Tekkal, HÁWAR help e.V.
Maria Werthan, Ehrenpräsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen e.V.
Moderation: Prof. Dr. Kerstin von Lingen, Universität Wien
WEITERE HINWEISE
Einlasszeit: 09.00 Uhr
Sprache: Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Es wird Simultanübersetzung angeboten.
EINTRITT FREI
- Eröffnungsabend
4. November, 18.00 - 21.00 Uhr - Workshop: Genozid an den Jesiden – Erinnern und Dokumentieren
6. November, 10.00 - 12.00 Uhr - Workshop: Malerischer Ausdruck innerer Erfahrungen. Biografischer Workshop
6. November 10.00 - 12.00 Uhr
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Frauenverband im Bund der Vertriebenen e.V. und HÁWAR help e.V. statt.
Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Senat von Berlin und den Bezirk Mitte