Von Königsberg nach Schleswig-Holstein – Monikas bewegende Flucht

Monika Klingener als Kind
Monika Klingener als Kind© SFVV

Monika Klingener wird 1938 im ostpreußischen Königsberg geboren, unweit des berühmten Schlosses auf dem Hintertragheim. Ihre frühe Kindheit endet abrupt im Sommer 1944, als schwere Bombenangriffe ihre Heimatstadt erschüttern. Mit nur sechs Jahren wird Monika Zeugin der Zerstörung ihrer Welt. Die Familie wird nach Rauschen evakuiert, ein idyllisches Seebad an der Ostsee, wo sie zunächst weiter zur Schule geht – bis auch dort der Krieg sie einholt.

Die Flucht aus Königsberg

Im Februar 1945 beginnt ihre Flucht: Mit ihrer Mutter gelangt sie über Neukuhren zunächst nach Pillau und dann auf einem Kohlenfrachter weiter nach Gotenhafen. Immer wieder herrschen Ungewissheit, Angst und Hoffnungslosigkeit. Schließlich erhalten sie einen Platz auf dem ehemaligen Ausflugsdampfer Hertha. Die Überfahrt auf der Ostsee wird zur traumatischen Erfahrung: Monika muss mit ansehen, wie ein Schiff auf eine Mine läuft, zerbricht und Menschen ins eiskalte Wasser springen – viele von ihnen überleben nicht. 17 Tage dauert die gefährliche Reise über Swinemünde, Stralsund bis nach Warnemünde.

Auf der Flucht verliert Monika ihre geliebte Puppe Luise – ein schmerzhafter Verlust. In Warnemünde angekommen, geht die Reise weiter bis nach Luhnstedt bei Rendsburg, wo sie schließlich das Kriegsende erlebt. Doch auch der Neuanfang in Schleswig-Holstein ist schwer. Als Flüchtlinge sind sie unerwünscht, erfahren Ablehnung und Ausgrenzung.

Alte und neue Freunde

Trotz aller Not findet sich auch Menschlichkeit: Monikas Mutter arbeitet in einer Schulbücherei und lernt dort eine Puppenmacherin kennen. Diese schenkt Monika im Herbst 1945 einen Ersatz für Luise – einen Teddy, liebevoll gefertigt aus alten Felddecken und Stoffresten. Monika bewahrt ihn wie einen Schatz auf, gibt ihn später sogar an ihre eigenen Kinder weiter. Über die Jahre verliert der Teddy Arme, Auge und Ohr – doch nie seine Bedeutung.

2018 teilt Monika Boes, wie sie heute heißt, ihre berührende Geschichte in einem Interview. Ein gerettetes Fotoalbum dokumentiert bis heute ihr Leben – von Königsberg bis Schleswig-Holstein, vom Verlust bis zur Hoffnung.