Sonderausstellung: Der Treck – Fotografien einer Flucht 1945

Sonderausstellung: Der Treck – Fotografien einer Flucht 1945
Dokumentationszentrum zeigt einzigartigen Fotobestand zur Flucht 1945
80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs eröffnet das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung am 19. Juni 2025 um 18 Uhr die Sonderausstellung „Der Treck – Fotografien einer Flucht 1945“. Gezeigt wird ein einzigartiger historischer Fotobestand, der die Flucht von 350 Menschen aus dem niederschlesischen Lübchen nach Sachsen-Anhalt dokumentiert. Die rund 140 Aufnahmen werden erstmals vollständig präsentiert und in ihren Entstehungskontext eingeordnet.
Januar 1945: Obwohl Millionen Deutsche vor der Roten Armee in Richtung Westen fliehen, entstehen kaum private Bilder: Fotografieren ist verboten und die Menschen haben andere Sorgen. Bis heute wird die kollektive Erinnerung deswegen stark durch offizielle Aufnahmen der Wehrmacht geprägt. Doch es gibt eine bemerkenswerte Ausnahme: Der Treck aus dem niederschlesischen Lübchen ist außergewöhnlich gut dokumentiert – von zwei zivilen Fotografen mit Leica-Kameras, mitten im Chaos der letzten Kriegsmonate.
Am 21. Januar verlassen rund 350 Menschen ihr Dorf, nur zwei Tage vor dem Einmarsch der Roten Armee. Mit auf dem Weg sind der ehemalige Bordfotograf Hanns Tschira und seine Mitarbeiterin Martha Maria Schmackeit. Die strapaziöse Flucht ins Erzgebirge dauert fünf Wochen. In dieser Zeit entstehen etwa 140 Aufnahmen – ein dichter, unmittelbarer Blick auf einen Ausnahmezustand. Kein anderer Treck dieser Zeit ist fotografisch so umfassend dokumentiert.
Die neue Sonderausstellung „Der Treck – Fotografien einer Flucht 1945“ macht diesen einzigartigen Fotobestand zum Ausgangspunkt einer vielschichtigen Spurensuche: Wie konnte eine solche Bildserie überhaupt entstehen? Und wieso wurde gerade der Treck aus Lübchen fotografiert? Wer sind die Menschen hinter der Kamera? Was zeigen die Bilder und was blenden sie aus?
Erstmals wird der gesamte erhaltene Bestand dieser Fotoserie öffentlich gezeigt. Die Ausstellung erzählt nicht nur vom Treck und der Not der Flüchtenden, sondern auch von der Geschichte hinter den Bildern: von einem Fotografen, der in der NS-Zeit zum Bildlieferanten des Propagandaministeriums wurde, und von einem kleinen Ort, in dem Zwangsarbeit und Krieg zum Alltag gehörten – lange bevor die zivile Bevölkerung durch den Vormarsch der Roten Armee zur Flucht gezwungen wurde. Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung Leonie Mechelhoff Bereichsleiterin Kommunikation Anhalter Straße 20, 10963 Berlin T +49 30 206 29 98-11 F +49 30 206 29 98-99 presse@f-v-v.de flucht-vertreibung-versoehnung.de
Die Ausstellung beleuchtet auch die Überlieferung nach 1945. Schließlich sind Tschiras Fotografien bis heute als Bildikonen in Medien, Büchern und Museen präsent. Sie prägen – oft ohne Kontext – die kollektive Vorstellung von Flucht und Vertreibung in Deutschland. Die Ausstellung lädt zur kritischen Betrachtung ein und ergründet, wie historische Fotografien unsere Erinnerungskultur beeinflussen.
1945 wird aus Lübchen das polnische Lubów. Auch für die neuen, aus den polnischen Ostgebieten und Südostpolen stammenden Dorfbewohner gilt: Flucht, Vertreibung, Ankommen. Der Fotograf Thomas Meyer (OSTKREUZ) ist im Auftrag des Dokumentationszentrums nach Lubów gereist und der historischen Route des Trecks 80 Jahre später gefolgt. Seine Fotografien sind sprechende Zeugnisse der Gegenwart, in der Geschichte nachwirkt.
Pressemappe Sonderausstellung „Der Treck – Fotografien einer Flucht"
Pressemitteilung Sonderausstellung „Der Treck – Fotografien einer Flucht 1945", 12.06.2025 [PDF]